Sigrid Hess

Wenn ich einen Vertrag als pdf verschicke, ist das doch sicher, oder?

18. Juli 2016

Es ist ja schon bequem: Datei speichern als .pdf an eine E-Mail anhängen und weg damit. Oder auch einen bereits unterschriebenen Vertrag einscannen und direkt als pdf ins Postfach erhalten – diesen dann an eine E-Mail an den Empfänger anhängen und ab die Post. Sicher ist das schon – zumindest hört man nichts Gegenteiliges.
Seit ich selbst Adobe Acrobat besser kennenlerne, frage ich mich wirklich, warum so wenige Fakten zum Format .pdf bekannt sind. Obwohl „alle Welt“ das nutzt.

Wofür war das denn eigentlich gedacht? Es war und ist immer noch eine Möglichkeit, eine Datei auf dem Bildschirm des Empfängers genauso aussehen zu lassen wie auf dem Bildschirm des Senders. Das ist wichtig z.B. bei Grafikdateien – der Sender arbeitet mit InDesign, der Empfänger hat dieses Programm nicht – oder auch bei Dingen, die optisch „passen“ sollen /1/.

Diese Aufgaben werden ohne Frage erfüllt. Daher gehen die meisten Menschen davon aus, dass eine pdf-Datei auch vor Eingriffen anderer Personen geschützt wäre. Das stimmt aber nicht, wenn die pdf so hergestellt wurde, wie oben beschrieben! Dann nämlich kann der Empfänger – wenn er Adobe Acrobat besitzt – die pdf-Datei bearbeiten. Fast so komfortabel wie in einem Textverarbeitungsprogramm! Sogar dann, wenn die Datei aus einem Scan stammt. Dazu braucht man keinerlei großartige Eingriffe vorzunehmen, das sind die ganz normalen Funktionen von Adobe Acrobat.

Adobe Acrobat schaltet eine ungeschützte pdf-Datei einfach zum Bearbeiten frei und lässt eine ganz ordentliche OCR-Software drüberlaufen. Dann ist das Text. Sogar das Firmenlogo – falls jemand Ihnen dort ein X für ein U vormachen will. Und nein, mit bloßem Auge sieht man diese Manipulation nicht! Man arbeitet wirklich im erkannten Text, die Schriftart wird automatisch angepasst. Lediglich die Metadaten des Dokumentes verraten den Eingriff. Allerdings sehr tief in den Dokumenteigenschaften versteckt.

Fazit: mehr als eine Absichtsbekundung ist eine pdf-Datei nicht.

Und jetzt? Achten Sie beim Erstellen von pdfs darauf, was genau Sie tun. Mit den „normalen“ Microsoft-Office-Programmen mit Datei – Speichern unter – Dateityp .pdf erhalten Sie keinerlei Schutz. Außer dem recht teuren Adobe Acrobat gibt es auch Freeware /2/, die es erlaubt, eine pdf zu erstellen, die Schutzfunktionen hat. Allerdings sind diese etwas weniger komfortabel.

Meine nicht repräsentative Beobachtung: die einzigen, die mir in der letzten Zeit geschützte pdfs geschickt haben, waren die Banken – bei meinen Kontoauszügen. Wäre ja auch zu schön gewesen…

Anmerkungen:
/1/ https://de.wikipedia.org/wiki/Portable_Document_Format
/2/kostenlose Programme, die das Verschlüsseln und den Schutz vor Ausdruck anbieten, gibt es beispielweise hier:
PDF Toolkit ( https://www.pdflabs.com/tools/pdftk-the-pdf-toolkit/ )
BeCyPDFMetaEdit ( http://www.becyhome.de/becypdfmetaedit/description_ger.htm )

Zum Weiterlesen: Elektronische Signatur, Hintergrund https://de.wikipedia.org/wiki/Elektronische_Signatur

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